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Medienmitteilung

Das Konzept Thur+ hält nicht, was es verspricht

Mit dem Hochwasserschutzkonzept Thur+ sichert der Kanton Thurgau weder den Hochwasserschutz noch sorgt er für die Wiederherstellung artenreicher Lebensräume entlang der Thur. Dies ergibt eine Analyse der Umweltschutzorganisationen. Sie bezeichnen das Konzept als unzureichend und fordern eine grundlegende Überarbeitung.

«Das Thur+ Konzept beruht zum Teil auf falschen Annahmen. Wir haben den Kanton seit zwei Jahren wiederholt darauf hingewiesen und sind überrascht, dass die beanstandeten Fehler bis heute nicht korrigiert wurden. Die gesteckten Ziele punkto Hochwasserschutz und Ökologie werden damit verfehlt»,

sagt Christian Hossli, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Lebendige Thur.

Das tragfähige Fundament fehlt

Die Hochwassersicherheit eines Flusses hängt in erster Linie von der Grösse des Gewässerraums und der Geschiebemenge zusammen. Das vorliegende Konzept weist bei der Ermittlung beider Grössen erhebliche Mängel auf. So geht es z.B. von einer Geschiebemenge von 3'500 Kubikmetern pro Jahr aus. Der tatsächliche Wert dürfte jedoch rund viermal höher liegen. Auch die Gewässerräume sind aufgrund falscher Berechnungsgrundlagen abschnittweise um bis zu 170 Meter zu klein. Laut den Schutzorganisationen bringt dies das Fundament des gesamten Konzeptes in Schieflage: Der Hochwasserschutz kann damit nicht langfristig gewährleistet werden.

Zu eng für Auenlebensräume

Ausreichend Raum ist jedoch nicht nur für den Hochwasserschutz, sondern auch für die Biodiversität einer Flusslandschaft von entscheidender Bedeutung. Dies gilt insbesondere für die sechs Auengebiete von nationaler Bedeutung im Konzeptgebiet. Gemäss Auenverordnung müssen solche Gebiete bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufgewertet werden. Doch satt dieser Pflicht nachzukommen, schränkt der Kanton den ohnehin zu gering bemessenen Gewässerräum durch sogenannte Reaktionslinien weiter ein. An diesen Linien wird die dynamische Entwicklung des Gewässers durch bauliche Massnahmen gestoppt. Der Thur fehlen im Querschnitt somit weitere 60 Meter für die eigendynamische Entwicklung. Lediglich etwa sechs der 12 Auenkilometer können so im Rahmen von Thur+ tatsächlich ausreichend aufgewertet werden.

Gewässerraumfestlegung in Raten

Ob der Kanton die ausgeschiedenen Gewässerräume überhaupt anwendet, ist jedoch fraglich. Vorerst sollen die Gewässerräume entlang der Thur pauschal auf ein Minimum von beidseitig 15 Metern reduziert und grundeigentümerverbindlich festgelegt werden. Erst wenn zukünftig Revitalisierungen an einzelnen Gewässerabschnitten erfolgen sollen, will der Kanton diesen Raum je nach Bedarf wieder verbreitern – und hierzu bereits festgelegte Eigentumsrechte neu verhandeln. Dieses Vorgehen widerspricht den Bundesgesetzen für Gewässerschutz und Raumplanung und dürfte in der Praxis zu grossen Konflikten führen. Die Planungssicherheit ist nicht gegeben.

Die IG Lebendige Thur fordert aus all diesen Gründen die Regierung auf, das Konzept nochmal zu überarbeiten und auf solide Grundlagen zu stellen. Die Gewässerräume müssen ausreichend gross bemessen werden, damit die Hochwassersicherheit gewährleistet und das Revitalisierungspotential ausgeschöpft werden kann. Die sich hier bietende Jahrhundertchance muss zwingend genutzt werden.

Zur ausführlichen Beurteilung des Konzepts