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Artenportrait

Die Geburtshelferkröte

Art: Gemeine Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

Familie: Alytidae (Alytidae)

Ordnung: Froschlurche (Anura)

Die Geburtshelferkröte ist keine Riesin. Sie wird gerade einmal 3.5 bis 5 Zentimeter gross. Ihre Oberseite ist gräulich, ihr Bauch leuchtet weiss. Charakteristisch ist eine Reihe von Warzen entlang ihrer Flanken, oft rötlich gefärbt, sowie ihre spektakulären grossen, goldenen Augen mit senkrechter Pupille.

Spektakulär: die grossen, goldenen Augen mit senkrechter Pupille der Geburtshelferkröte (Quelle: NABU)

Oh süsser die Glocken nie klingen

Da die Geburtshelferkröten äusserst scheu sind, kriegt man sie nur sehr selten zu Gesicht. Viel eher hört man sie und kann sie dank ihres sehr speziellen Rufs identifizieren. Einstimmig klingt ihr Ruf ähnlich wie ein Funkton, im Chor erinnert es an ein mehrstimmiges Glockenspiel. Deshalb wird die Geburtshelferkröte im Volksmund auch "Glögglifrosch" genannt. Dieser Ruf ertönt vor allem abends von Ende März bis August, dann buhlen die Männchen um die Gunst paarungsbereiter Weibchen. Springt ein Weibchen auf dieses Konzert an, umklammert das Männchen dieses mit den Vorderbeinen, es beginnt ein langes und kompliziertes Paarungsritual.

Brutpflege ist Männersache

Sobald die Eier abgelegt und durch das Männchen befruchtet wurden, ist das Weibchen aus der Pflicht entlassen. Ab sofort kümmert sich das Männchen um die Gelege. Es wickelt sich die befruchteten Laichschnüre um die Hinterbeine, sodass sie sich um seine Fersengelenke wickeln. Mit dieser kostbaren Fracht an den Beinen, sucht sich das Männchen ein gutes Versteck, idealerweise feuchtwarm für eine optimale Eireifung. Nach drei bis sechs Wochen Hütedienst, bringt das Männchen die reifen Eier zum Gewässer, wo innert minuten die Larven zu schlüpfen beginnen. Danach beginnt die eigentlich Metamorphose bis hin zum erwachsenen Frosch.

Männchen der Geburtshelferkröte mit Laichschnüren um die Hinterbeine (Quelle: Pro Natura SH)

Zwingend auf Wasser angewiesen

Die Geburtshelferkröte kommt in der Schweiz vorwiegend im Hügelland und in den Voralpen vor. Auf der Alpensüdseite fehlt sie. Für ihre Entwicklung sind ihre Larven zwingend auf Wasser angewiesen. Dabei scheint die Art des Gewässers erstmal zweitranging: ob Tümpel, Weiher und Teiche oder auch langsam fliessende Abschnitte von Bächen und Flüssen, überall findet man Kaulquappen von ihr.

Nachdem sich die Larven im Wasser entwickelt haben, verbringen sie den Rest ihres Lebens an Land. Entsprechend ist es für die Geburtshelferkröte essentiell, dass sie nahe am Gewässer auch die passenden Landlebensräume vorfindet. Dabei bevorzugt sie gut besonnte Böschungen mit lockerem, grabbarem Boden.

Solche nah beieinander liegenden Wasser- und Landlebensräume findet sie vorwiegend in Auengebieten oder aber in Rutschhängen von Kiesgruben und Steinbrüchen.

Verbreitung der Geburtshelferkröte in der Schweiz (rot: Daten ab 2000, orange: Daten vor 2000, Quelle: CSCF)

Bestand stark gefährdet

Da in der Schweiz intakte Auenlebensräume rar geworden sind, ist auch die Geburtshelferkröte rar geworden und gilt aktuell als stark gefährdet. In den letzten 25 Jahren ist rund die Hälfte ihres Bestandes verloren gegangen. Sie ist damit nicht allein: von den 20 einheimischen Amphibienarten stehen aktuell 14 auf der Roten Liste. Eine Art ist bereits ausgestorben. Damit gehören die Amphibien (nebst z.B. den Fischen) zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen unseres Landes.

Wieso ist diese Gruppe so stark gefährdet? Weil viele der Gewässerlebensräume im Laufe der vergangenen Jahrzehnte, Jahrhunderte in der Schweiz verloren gegangen sind. Das Wasserschloss Schweiz ist gewissermassen ausgetrocknet. Flüsse und Bäche wurden kanalisiert und eingedolt, Weiher und Tümpel trockengelegt, Wiesen drainiert. Über die letzten Jahrzehnte sind 9 von 10 Feuchtgebieten trockengelegt worden. Dieser starke Lebensraumverlust, zusammen mit weiteren Faktoren wie der intensiven Landwirtschaft, Pestiziden etc. machten und machen den Amphibien stark zu schaffen.

Die IG Lebendige Thur setzt sich deshalb dafür ein, dass die noch bestehenden Amphibiengewässer erhalten und neue wieder geschaffen werden. Auch an der Thur gäbe es dafür ein grosses Potenzial.

Nutzen wir es, dann hören wir in Zukunft hoffentlich wieder häufiger dieses helle "Glöggli"!