Die Deutsche Tamariske: eine Pionierin
Art:Deutsche Tamariske (Myricaria germanica)
Familie:Tamariskengewächse (Tamaricaceae)
Ordnung:Nelkenartige (Caryophyllales)
Die Deutsche Tamariske ist ein Strauchgewächs, das bis zu 2 m hoch werden kann. Sie hat rutenartigen Ästen mit sehr kleine (2-5 mm) längliche bis lanzettliche, bläulich-grüne Laubblätter, die sich oft dachziegelig überdecken. Ihre Blüten sind blassrosa, in endständigen, ährenartigen Blütenständen angeordnet. Die graue Kapselfrucht ist ca. 12 mm lang und die braunen Samen besitzen einen federförmigen Haarschopf.
Unauffällig und doch faszinierend
Die Deutsche Tamariske ist die einzige Art der Tamariskengewächse, die in Mitteleuropa heimisch ist. Besonders beeindruckend ist ihre Fähigkeit, sich als Pionierpflanze auf frisch entstandenen Schotterflächen entlang der Alpen- und Voralpenflüsse anzusiedeln. Sind diese Gebirgsflüssen naturnah, wird das Flussmaterial regelmässig durch Hochwasser umgelagert, was dazu führt, dass bestehende Schotterflächen erodieren und an anderen Stellen neue Ablagerungen entstehen. Die Deutsche Tamariske schafft es, ihre Wurzeln fest im Untergrund zu verankern und kann dadurch die wiederkehrenden Veränderungen ihres Lebensraums aushalten. Die Deutsche Tamariske wächst somit unter extreme Bedingungen, nämlich zwischen Überflutung und Trockenheit.
Da die Deutsche Tamariske sonnige Standorte bevorzugt und sehr lichtbedürftig ist, wird sie leicht von anderen Pflanzen verdrängt. Doch ihre Fähigkeit als Pionierpflanze erlaubt es ihr, diese Konkurrenz zu überwinden. Deshalb ist sie jedoch indirekt auf periodische Störungen wie Überflutungen und Neubildung von Sand- und Schotterflächen angewiesen.
Gefährdung und Schutz
Die Deutsche Tamariske gilt als Charakterart für wildfluss- und wildbachnahe Fliessgewässer. Sie kommt hauptsächlich auf offenen Kies- und Sandbänken vor, insbesondere in den Auen der Alpen- und Voralpenflüsse, wo sich die Schotterflächen ständig verändern. Allerdings wurden ihre bevorzugten Lebensräume in den letzten Jahrhunderten aufgrund von Flussverbauungen stark zerstört, wodurch die Deutsche Tamariske unter anderem durch Habitatverlust gefährdet ist. Beispielsweise führt der Bau von Stauwehren dazu, dass der natürliche Sedimenttransport stark eingeschränkt wird, sodass die Bildung neuer Schotterflächen kaum noch stattfindet.
Um die Deutsche Tamariske zu schützen und zu fördern, sollten einerseits die bestehenden Populationen erhalten bleiben und andererseits die Wiederansiedlung an geeigneten Standorten angestrebt werden. Mögliche Schutzmassnahmen umfassen die Förderung und Erhaltung der natürlichen Flussdynamik, die Reduktion oder Extensivierung des Gewässerunterhalts sowie die Renaturierung der Auen in den Alpentälern.
Die Thur besitzt ein enormes Aufwertungspotenzial. Nutzen wir diese Gelegenheit und ermöglichen wir ihr eine dynamische Entwicklung, damit sich die Deutsche Tamariske zukünftig entlang der Thur wohler fühlen kann!