Der Biber: ein Alleskönner
Art: Europäischer Biber (Castor fiber)
Familie: Biber (Castoridae)
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Der Biber ist das grösste einheimische Nagetier in Europa. Sein Körper kann bis zu 110 cm lang und bis zu 30 kg schwer sein. Er lebt im und am Wasser und ist nicht nur ein Tauchprofi, sondern auch ein hochqualifizierter Bauherr. Sein Körper ist für diese spezielle Lebensweise angepasst.
Ein Spezialist durch und durch
Selbst sein abgeflachter und beschuppter Schwanz ist ein Alleskönner: er dient beim Schwimmen als Ruder, beim Sitzen als Stütze und bei Gefahr als Alarm. Beim Tauchen kann der Biber seine Nase und Ohren verschliessen. Dabei braucht er seine Augen nicht unbedingt zu schliessen, da diese durch ein zusätzliches Augenlid schon gut geschützt sind. Auch die längliche Körperform des Bibers hat eine Begründung: dadurch braucht er im Wasser weniger Energie um sich fortzubewegen. Kein Wunder, dass er über 15 Minuten unter Wasser bleiben kann!
Falls das noch nicht genügende spezifische Merkmale waren: Sein sehr dichtes Fell besteht aus zwei Haartypen, es dient als Wärmeschutz und als Auftrieb beim Schwimmen und braucht viel Pflege. Natürlich hat der Biber auch dafür das passende Werkzeug: nämlich eine spezielle Doppelkralle in der zweiten Hinterfusszehe.
Der vegetarischer Baumeister
Die Baukompetenzen des Bibers sind nicht nur für uns Menschen erstaunlich, sie spielen auch eine sehr wichtige Rolle für die Natur. Der Biber kann Bäume fällen, um seine Nahrung zu erhalten und seine Bauten anzulegen. Dafür hat er zwei vergrösserte und ständig wachsende Schneidezähne. Die orange-rot gefärbte Vorderseite ist stärker als die Hinterseite und wird langsamer abgenutzt, was die Zähne beim Nagen ständig schärft.
Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Er ernährt sich im Sommer aus jungen Zweige, Blättern und Knospen, sowie aus Gräsern, Kräutern und Wasserpflanzen. Im Winter bedient er sicht gerne an der Rinde der Bäume. Die gefällten Bäume werden in Stücke zerlegt, zum Biberbau gebracht und als Bauholz oder Nahrungsvorrat genutzt. Um dasHolz zu transportieren, kann der Biber Kanäle graben, die das Wasser umleiten und dadurch manchmal sogar Seen austrocknen können. Zusätzlich kann der Biber den Wasserstand selber regulieren, indem er aus Zweigen, Pflanzen und Erde seine eigene Dämme baut und das Wasser staut. Das macht er zum Beispiel um den Wasserstand anzuheben, sodass der Eingang zu seinem Bau zum Schutz vor Feinden unter Wasser liegt.
Durch seine Bautätigkeiten und seine Ernährungsweise verändert der Biber die Landschaften in denen er lebt und schafft neue Lebensräume für andere Tiere und Pflanzen. Er trägt damit massgeblich zur Förderung der Biodiversität bei.
Treuer Partner und Familienmitglied
Der Biber ist monogam und ein treuer Lebenspartner. Die lebenslange Ehe wird nur durch den Tod eines Partners gebrochen. Das Paar lebt gemeinsam mit ihren ein- und zweijährigen Jungtieren in kleinen Familienverbänden. Die Jungtiere werden von den Eltern und den älteren Geschwistern aufgezogen, bis sie nach zwei oder drei Jahren geschlechtsreif sind und den Familienverbund verlassen. Die Familie lebt je nach Umgebung in verschiedenen Bauten (Erdbau, Mittelbau oder Biberburg), welche jeweils von der ganzen Familie mit ihren Duftstoffen (Bibergeil) markiert werden.
Trotz all den erstaunliche Merkmale sehr stark gefährdet - oder genau deswegen...
Früher wurde der Biber aufgrund seines dichten Fells, seines Fleisches und seines Duftstoffes, welcher als Heilmittel galt, bis zur Ausrottung bejagt. Zusätzlich hatte der Biber durch Flussverbauungen mit der Zerstörungen seines Lebensraums zu kämpfen. Dank erfolgreiche Wiederansiedlungsprogrammen und besondere Schutzbemühungen konnten in den letzten Jahrzehnten neue Populationen aufgebaut werden. Auch in der Schweiz konnten sich die Biberbestände erholen und sind vor allem entlang der Aare, Rhein, Thur, Rhone und Broye zu finden.
Der Biber ist ein wichtiger Gestalter der Lebensräume an der Thur, insbesondere in den Nebengewässern und einmündenden Bachläufen. Wir setzen uns dafür ein, dass sich die Biberfamilien entlang der Thur weiterhin wohl fühlen und weiter wachsen können.