9. Besucherlenkung
Wasser zieht Lebewesen magisch an. Auch der Mensch fühlt sich zu Wasser hingezogen, hält sich gerne am, im und auf dem Wasser auf. Insbesondere naturnahe, dynamische, wilde Flüsse und Bäche üben eine grosse Faszination auf uns aus. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass revitalisierte Gewässerabschnitte anschliessend oft stärker frequentiert werden als vorher – und dies führt naturgemäss zu einem gewissen Konflikt. Einem Konflikt zwischen einer möglichst unberührten, sich frei entwickelnden Natur und dem Wunsch des Menschen nach Naherholung. Es ist deshalb essentiell, dass die Anrainer und Anrainerinnen ihre Thur auch künftig – und durch erfolgreiche Aufwertungen umso mehr – nutzen und erleben können.
Konfliktfreies Miteinander
Dieser Konflikt wurde früher oft durch strikte Trennung und Abgrenzung, also mit Verboten, gelöst. Meistens führt das aber zu unbefriedigenden Situationen für beide Seiten. Deshalb wird mittlerweile oft mit Lenkungsmassnahmen verschiedenster Art gearbeitet. Diese «sanften» Massnahmen ermöglichen ein möglichst konfliktfreies Miteinander von Mensch und Natur, indem sie Naherholungsräume und Naturvorranggebiete geschickt entflechten und so die negativen Auswirkungen auf die Schutzobjekte minimieren. Erholungssuchende können so trotzdem die neu belebten Gewässerabschnitte erleben, ohne dabei die darin beheimateten Pflanzen und Tiere allzu stark zu stören und den Erfolg der Aufwertungsmassnahme zu gefährden. Mit einer intelligenten Besucherlenkung haben auch störungsempfindliche Arten wieder eine Chance den neu geschaffenen Lebensraum zu besiedeln.
Verschiedene Strategien und Massnahmen
Dabei gibt es bei der Besucherlenkung verschiedene Strategien und Massnahmen. So kann man über gezielte Informationen versuchen bei den Verursachern Einsicht zu schaffen (Appellstrategien) und so einen möglichst naturschonenden Umgang fördern. Oder man schafft attraktive Angebote wie z.B. einen Naturerlebnispfad, welcher die Besucher durch spannende Informationen oder Erlebnisse gezielt durch den Naturraum hindurchführt und die sensiblen Plätze geschickt umgeht.
Dass die Anwohnerinnen und Anwohner die neu revitalisierten Gewässer im Anschluss ohne grössere Einschränkungen zur Naherholung nutzen können ist wichtig, denn das führt meist zu einer grösseren Akzeptanz der Massnahmen – was wiederum zukünftige Projekte erleichtert. Denn hat man erstmal die Faszination eines dynamischen, vielfältigen Gewässers hautnah erlebt und was für einen unglaublichen Mehrwert dies mit sich bringt, so unterstützt man auch künftige Revitalisierungsbemühungen eher.
Deshalb: lieber geschickt lenken, statt künstlich trennen und verbieten.
Die Thur ist ein absolut identitätsstiftendes Element in den Kantonen Zürich, Thurgau und St. Gallen. Anrainerinnen und Anrainer sollen ihre Thur auch künftig – und durch erfolgreiche Aufwertungen umso mehr – erleben und nutzen können.