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10-Punkte-Plan

8. Badewasserqualität

Die Thur hat trotz vieler Siedlungen und intensiver Nutzungen in ihrem Einzugsgebiet eine gute Wasserqualität. Die Hände in den Schoss legen dürfen die Verantwortlichen ob dieses Erfolgs des Gewässerschutzes jedoch nicht. Die Phosphor- und Nitratbelastung, teilweise auch Stossbelastungen mit giftigem Nitrit, sind in einigen Zuflüssen der Thur zu hoch und vor allem bei Niederwasser auch in der Thur selbst nicht unbedenklich. Zu oft wird zu nahe an Gewässern gedüngt oder Jauche wird zum falschen Zeitpunkt ausgebracht. Leider fehlen den Kantonen die personellen Ressourcen, um solche Delikte konsequent zu ahnden.

Sensible Gewässerorganismen

In kleineren Zuflüssen werden auch zu hohe Pestizidwerte gemessen. Das gilt nicht nur für die Thur. In einer 2017 veröffentlichten Untersuchung wurden in mehreren kleinen Schweizer Bächen im Schnitt in jeder Probe 20 bis 40 Substanzen gefunden. Qualitätskriterien zur chronischen Ökotoxizität wurden um ein Vielfaches überschritten, in einem Bach im Kanton Thurgau im ganzen Sommerhalbjahr dauernd. Sensible Gewässerorganismen, zum Beispiel Steinfliegen oder Bachflohkrebse, leiden oder werden ausgemerzt. Der laufend ändernde Mix vieler Stoffe in problematischen Konzentrationen und die lang anhaltend hohen Risiken lassen den Organismen keine Erholungszeit. Es gilt sämtliche Massnahmen, welche der Bund im Aktionsplan Pflanzenschutz vorschlägt, konsequent umzusetzen.

Grund- und Trinkwasser

Allein im nahen Bereich zum Fluss liegen entlang der Thur über 40 Schutz- und Fassungszonen. Via die Grundwasserpassage ist die Thur damit, abgesehen vom Bodensee, die wichtigste Trinkwasserlieferantin der Ostschweiz. Darum müssen die Konzentrationen von Mikroverunreinigungen unbedingt tief gehalten
werden. Nebst den Pestiziden zählen auch Haushaltschemikalien und Arzneimittel dazu. Unterhalb Frauenfeld wurde sowohl im Thur- als auch im Grundwasser eine – zum Glück noch niedrige – Hintergrundkonzentration mit Humanantibiotika gemessen und es wurden multiresistente Bakterien gefunden. Der Anteil an gereinigtem Abwasser ist in einigen Seitenbächen so hoch (zum Beispiel im Ellikerbach über 40%), dass sich Modernisierungen auf den Abwasserreinigungsanlagen aufdrängen. Solche Gewässer verlieren sonst nicht nur lokal ihren Wert als Ökosysteme, auch ihre Vernetzungsfunktion geht im wahrsten Sinne des Wortes bachab.

Zu oft wird zu nahe an Gewässern gedüngt oder Jauche wird zum falschen Zeitpunkt ausgebracht. (cc0-maxipixel.net)

Parallel zu den Massnahmen in der Landwirtschaft und der Aufrüstung der Kläranlagen sind auch Einleitungen von verschmutztem Strassenabwasser zu sanieren. Heute wird immer deutlicher, dass Schwermetalle, PAK und Pneuabrieb von vielbefahrenen Strassen die Gewässer verunreinigen.

Bleibt zu erwähnen, dass mit einem breiteren Kiesbett, Kiesbänken und Kiesinseln der Austausch zwischen Thur- und Grundwasser intensiver wird. Zum einen ist das ein Grund mehr für grosse Vorsorge. Zum anderen ist es positiv, weil die Selbstreinigungskraft bei grösserer Vielfalt im Flussbett grösser wird und sich in der Thur auch während Hitzeperioden wertvolle Wasserbereiche ausbilden können, wo kühles Grundwasser in den Fluss zurückströmt.