Navigate to ig thur

Navigation

10-Punkte-Plan

3. Dynamik

Die grosse Lebensraumvielfalt der Thur oder von Fliessgewässerökosystemen generell kommt aber nur durch eine entsprechende Dynamik zustande. Flussauen sind unbedingt darauf angewiesen, dass sie in mehr oder weniger regelmässigen Abständen von Hochwassern überflutet werden. Diese Überschwemmungen wirken jeweils wie eine Art «reset»- Knopf: Sie verhindern das Zuwachsen der Aue, bilden neue Kanäle, bringen neues Geschiebe und Totholz und schaffen so wieder neue Lebensräume. Voraussetzung dafür ist eine funktionierende Längsvernetzung. Nur wenn genügend Wasser und Geschiebe nachkommt, kann diese Dynamik stattfinden. Ausserdem ist die Durchgängigkeit der Gewässer für die Wasserlebewesen absolut essentiell, z.B. auf der Suche nach geeigneter Nahrung, Laichplätzen oder Fortpflanzungspartnern.

Nahezu sämtliche Flüsse der Ostschweiz sind stark korrigiert und verbaut, wie diese Erhebung um 1990 zeigt. Vor allem die natürlich verzweigten Gewässer sind ganz verschwunden. (Hydrolog. Atlas CH)

In einem intakten Auensystem sind die einzelnen aquatischen, semiaquatischen und terrestrischen Lebensräume auch seitlich eng miteinander vernetzt und bilden ein vielfältiges Ökosystem. Durch die Schwankungen des Wasserstands bilden sich fliessende Übergänge. Viele Lebewesen, zum Beispiel Amphibien, brauchen das enge Nebeneinander von verschiedenen Lebensräumen, zwischen welchen sie je nach Jahreszeit oder Lebensphase wechseln können.

Trittsteinkonzept

Eine funktionierende Vernetzung ist nicht nur für die Fische wichtig, auch für alle anderen Wasserlebe-wesen ist sie essentiell: sei es um an geeignete Rückzugsorte zu gelangen, Nahrung zu finden, sich fortzupflanzen oder neue Lebensräume zu erschliessen. Zu kleine, isolierte Populationen sind langfristig nicht überlebensfähig. Dabei dürfen ökologisch intakte Gewässerabschnitte nicht zu weit voneinander entfernt liegen, damit ein gewisser Austausch untereinander funktionieren kann. Man spricht von Trittsteinen entlang eines Korridors. Da durch die Besiedlung und die intensive landwirtschaftliche Nutzung ein Grossteil der Fläche für viele Tiere und Pflanzen mehr oder weniger lebensfeindlich geworden ist, werden diese Trittsteine notwendig, damit sich Individuen trotzdem austauschen können. In regelmässigen Abständen sollen Bereiche mit Biotopfunktion erhalten oder neu geschaffen werden. Die Trittsteine sollen dabei nicht mehr als 2 km auseinander liegen.

Schäffäuli, im Hintergrund der Säntis. Geschiebe und Totholz sind die strukturierenden Elemente im und am Fluss. (Silvio Bartholdi)